RANDLAGE ARTFESTIVAL WORPSWEDE
Das Randlage Artfestival verortet sich vorrangig als künstlerische Werkstatt und Möglichkeitsraum in Form eines Labors, welches künstlerisches Schaffen im weitesten Sinne als Forschung betrachtet. Die Maxime "Nicht wissen, was am Ende rauskommt" ist als Handlungsstrategie ohne Regeln und Normen zu verstehen, welches selbstwirksam, selbstkritisch und ergebnisoffen als fluider Prozess angelegt ist, aufgeschlossen für Experimente und frei von konkreten Erwartungen.
Das Randlage Artfestival fand erstmals 2019 statt. Unter dem Leitmotiv "LEBE DEIN AENDERN" verhandelte Festivalkurator Volker Schwennen (Galerie KW/Randlage) Fragen, welche an Aktualität nicht verloren haben. Über 50 teilnehmende Künstler:innen und über 70 Veranstaltungen fanden im Zeitraum von vier Wochen statt. 2021/22 folgte das Ausstellungskonzept, welches formal ganz bewusst nicht dem ersten ähnelte, dem Leitmotiv WAHLVERWANDTSCHAFTEN. Unter den erschwerten Bedingungen der Covid 19-Pandemie konnten in einem extrem verlängerten Zeitraum dennoch zahlreiche Ausstellungen und Projekte stattfinden. Insgesamt wurden zehn Ausstellungsprojekte und begleitende Veranstaltungen realisiert, an denen sich über 270 Künstler:innen beteiligten. Zu den acht Ausstellungsorten gehörten auch Festival-Satelliten in Berlin, Bremen und Essen. "Wahlverwandtschaften" als Leitmotiv verhandelte als experimentelles Ausstellungsprojekt auf verschiedenen Ebenen Beziehungen, die zur Stimulation divergenter Erfahrungshorizonte beitrugen. Es sollten in erster Linie nicht nur Gemeinsamkeiten sichtbar gemacht, sondern explizit Dissonanzen erzeugt werden.
Das 3. Worpsweder Artfestival steht unter dem Leitmotiv „über:windungen“ und folgt den Randlage Artfestivals „Lebe Dein Ändern“ (2019) und „Wahlverwandtschaften“ (2021/22).
Unter primärer Einbeziehung von Kunstorten in und Kunstschaffenden aus Worpswede und der Region soll zeitgenössische Kunst mit einem kollaborativen Ansatz als Gesamterlebnis verhandelt werden. Eingeladen werden zunächst Künstler:innen verschiedener Disziplinen und jeden Alters aus Worpswede und der Region, sich mit Einzelwerken oder Projekten für eine Teilnahme zu bewerben. Ein Team aus Kurator:innen wird eine Auswahl mit der größtmöglichen Freiheit und Toleranz zugunsten der künstlerischen Arbeit erstellen und diese womöglich in einen thematischen Zusammenhang mit externen Künstler:innen aus Bremen, Hamburg, Hannover, Berlin oder Braunschweig stellen, diese zusammenbringen oder auch für eine gemeinsame Arbeit begeistern. Dabei ist Interdisziplinarität von zeitgenössischer Bildender Kunst, Musik oder Literatur erwünscht.
Ein Ziel des Festivals ist es, in Worpswede lebende oder arbeitende Künstler:innen mit externen Kunstschaffenden zusammenzubringen, um bestehende gegenseitige Vorurteile zu überwinden. So kann ein aktuelles Abbild einer offenen Kunstproduktion eines Dorfes geschaffen werden, welches noch immer zu sehr den Fokus auf die traditionellen Hervorbringungen der Ursprünge der Künstlerkolonie setzt und der zeitgenössischen aktuellen Kunstproduktion in den letzten Jahrzehnten zu wenig Raum gegeben hat. Wenn die Künstler:innenkolonie zukünftig noch eine Bedeutung haben soll, sollte sie auch diesem Anspruch gerecht werden und sich der aktuellen Kunstproduktion öffnen.
In den letzten Jahren kam bereits durch neue Kunsträume mehr Bewegung in den Ort und nun gilt es, partizipative Ansätze der Akteur:innen herauszuarbeiten. Dieses Artfestival kann also als Plattform hierfür dienen. So soll ein Fest der Künstler:innen entstehen, die sich während des Festivalzeitraums treffen, kennenlernen, austauschen und auch zusammenarbeiten können. Es soll aber kein Closed Shop entstehen, denn neben den Worpsweder:innen werden die Sommergäste des Ortes aus aller Welt stets willkommen sein und an diesem Projekt partizipieren.
Das Festival wird in einem kooperativen Prozess vom Kunstwerk Randlage e.V., der Stipendienstätte Künstler:innenhäuser Worpswede e.V., dem Kunst- und AtelierHaus6 / Folge6 e.V., dem Kunstkaufhaus Mimis, dem Projektraum AlbertHall, den Artspaces der Galerie KW/Randlage in Worpswede und Bremen, der kommunalen Galerie Altes Rathaus, der Gemeinde Worpswede und dem zeitgenössischen Teil des Worpsweder Museumsverbunds und weiteren Akteur:innen wie dem Fabelhof realisiert.
Insgesamt stehen derzeit mindestens neun Ausstellungs- und Veranstaltungsorte zur Verfügung, die unterschiedliche Ansätze und Arbeiten präsentieren werden.
Inhaltlich geht es um die Entlarvung von Wirklichkeit, welche sich als eine Konstruktion von Normen und Werten der Gesellschaft, Gewohnheiten, antrainierten Mustern und ein- geübten Wahrnehmungsmustern gebildet hat. Der kollaborative Ansatz soll dazu beitragen, einerseits bestehende Widerstände gegen das mögliche Zusammenwirken durch Akzeptanz und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu überwinden und andererseits auch aktuelle Probleme und Herausforderungen unserer Zeit zu verhandeln.
Im Zeitraum vom 27.09. bis 27.08.23 bildet die Galerie Altes Rathaus einen zentralen Ausgangspunkt hin zu verschiedenen Präsentations- und Kunstorten, an denen unter- schiedliche Arbeiten gezeigt werden oder entstehen. Zudem wird es immer wieder verschiedene spontane als auch regelmäßige Treffpunkte geben, so im Rahmen der bereits vielfach erprobten und künstlerisch motivierten, performativen „Barabende“ im Haus6 oder im Mimis als auch auf dem Gelände der Stipendienstätte. Stets wird es so zu einem ungezwungenen Austausch kommen.
Begleitend werden ein Workshop-Programm, Kochevents, Artisttalks und Führungen angeboten.